Wie lässt sich Klimaneutralität erreichen? Häufig wird in der politischen Diskussion auf verbesserte und neue Technologien, auf die Wichtigkeit der dazu notwendigen Technologieoffenheit hingewiesen. Energie und Ressourcen sollen beispielsweise bei gleichem Nutzen effizienter eingesetzt werden. Beispielsweise kann weniger Kraftstoff mit effizienteren Motoren eingespart werden.
Neben der Effizienz gibt es einen zweiten Begriff, die Konsistenz. Dabei geht es darum, anders zu produzieren, möglichst regenerative Energien einzusetzen und Materialien zu ersetzen oder in einer Kreislaufwirtschaft mehrfach zu verwenden. Bringen wir beispielsweise unser Altmetall zum Schrott, wird der Stahl recycelt, statt ihn neu herzustellen.
Allein fossile Öl- und Gasheizungen gegen elektrische Wärmepumpen auszutauschen, Kohlekraftwerke durch Windräder und Solarparks zu ersetzen, Alte Verbrennungsmotoren gegen energieeffizientere zu wechseln oder stattdessen Elektrofahrzeuge zu produzieren – all dies wird nicht ausreichen auf dem Weg in die Klimaneutralität.
Was wir brauchen, so der Sachverständigenrat für Umweltfragen in Berlin, sind Ansätze zur absoluten Verminderung des Einsatzes von Energie und Rohstoffen. Auch müssen wir Güter und Dienstleistungen reduzieren – sowohl bei der Produktion als auch bei unserem Konsum. In einem interessanten Diskussionspapier stellen die Sachverständigen elf Thesen zur Suffizienz auf. Zwei davon können wir wahrscheinlich ohne weiteres Bejahen: „Suffizienz ist für die Stabilisierung der Erde innerhalb planetaren Grenzen unerlässlich.“ und „Suffizienz ist Voraussetzung für ein menschenwürdiges Leben aller in planetaren Grenzen.“ Aber wie sieht es mit der sechsten These aus? Dort formuliert der Rat: „Ressourcenintensive Lebensstile gefährden die Freiheit anderer und es gibt keinen moralischen Anspruch, dies zu ignorieren.“ Hiermit ist unser Lebenstil gemeint. Und die Frage: Was bedeutet gutes Leben für uns und die nachfolgenden Generationen?
Was können wir als Verbraucherinnen und Verbraucher tun, um „suffizienter“ zu leben? Einige bekannte Beispiele: Wir können z.B. die Wohnfläche, auf der wir leben, verkleinern. Wir können mit der Bahn reisen statt zu fliegen. Wir können unser Smartphone reparieren lassen und kein neues kaufen, wir können Autos gemeinsam nutzen. Die Industrie kann langlebigere Produkte herstellen und deren leichte Reparatur ermöglichen.
Aber geht dies so einfach, den persönlichen Lebensstil zu ändern? Und reicht das aus? Wohl kaum. Es braucht einen tiefgreifenden strukturellen Wandel, ein vorsorgeorientiertes Wirtschaftssystem und eine suffizienzorientierte Umweltpolitik, die die Reduktion und wirtschaftliches Handeln da unterbindet, wo natürliche Ressourcen missachtet. Und es bedarf wohl auch eines kulturellen Wandels unserer Gesellschaft, eine Mentalität der Nachhaltigkeit.
Wenn Sie neugierig auf die Suffizienz als „Strategie des Genug“ haben, finden Sie das im März 2024 erschienene Diskussionspapier des Sachverständigenrates für Umweltfragen auf der Homepage des SRU.
In der FAZ gibt´s dazu auch einen lesenswerten Artikel „Umweltforscher: Technik allein bringt keine Nachhaltigkeit.„